Nachhaltigkeitspraktiken im Rettungsdienst

Laut dem Bundesgesundheitsministerium gibt es in Deutschland etwa 300 Träger von Rettungsdiensten, überwiegend Hilfsorganisationen. Die Zahl privater Rettungsdienste beläuft sich auf lediglich 17. Angesichts der aktuellen Diskussionen um Nachhaltigkeit wird auch im Rettungsdienst zunehmend hinterfragt, wie umweltfreundliche Maßnahmen umgesetzt werden können. Doch die Umsetzung gestaltet sich komplex.

Herausforderungen im Bereich Nachhaltigkeit

In den Teilbereichen Gebäudeenergie, Mobilität der Beschäftigten, Besucherverkehre, Beschaffung von Materialien und Dienstleistungen, Energiemanagementsysteme, Umwelt- und Nachhaltigkeitszertifizierungen sowie Abfallmanagement sind bisher nur wenige konkrete Maßnahmen umgesetzt worden. Dennoch gibt es bereits erste Schritte, die das Potenzial für nachhaltigere Strukturen aufzeigen.

Aktuelle Maßnahmen im Überblick

Erneuerbare Energien

  • Einige Träger beziehen ihren Strom mittlerweile aus Ökostromquellen.

Betriebliche Fahrzeugflotte

  • Mitarbeiterfahrzeuge wurden auf E-Mobilität umgestellt, während klassische Rettungswagen weiterhin mit Verbrennungsmotoren betrieben werden.

  • Ladeinfrastrukturen wurden kontinuierlich ausgebaut und optimiert.

  • Rettungswagenfahrer nahmen an Eco-Drive-Schulungen teil, um den Kraftstoffverbrauch zu reduzieren.

Schulungen und Nutzerverhalten

  • Spezielle Nachhaltigkeitsworkshops sensibilisierten Beschäftigte für umweltbewusstes Verhalten im Arbeitsalltag.

  • Verhaltensrichtlinien für ökologisches Handeln wurden eingeführt.

Nachhaltigkeitsmanagement

  • In einigen Regionen wurden Nachhaltigkeitsmanager eingesetzt, die eng mit den Führungskräften der Rettungsdienste zusammenarbeiten.

  • Ein Netzwerk zum Austausch von Best Practices im Bereich Nachhaltigkeit wurde etabliert.

  • Mindestbudgets für Nachhaltigkeitsmaßnahmen wurden definiert.

Ressourceneffizienz

  • Regelmäßige Wartung und rechtzeitige Erneuerung von Verschleißteilen verlängern die Lebensdauer von Fahrzeugen und Ausrüstung.

Hemmnisse der E-Mobilität im Rettungsdienst

Der Einsatz von E-Rettungswagen wird durch folgende Faktoren erschwert:

  • Reichweite: Elektromotoren bieten bislang nicht die notwendige Ausdauer für den Dauereinsatz.

  • Ladeinfrastruktur: An Kliniken fehlt es an ausreichend Ladepunkten.

  • Kosten: Die Anschaffungskosten für E-Rettungswagen sind deutlich höher als für konventionelle Modelle, und staatliche Förderprogramme sind schwer zugänglich.

Pilotprojekt auf Borkum

Die Insel Borkum betreibt seit einiger Zeit erfolgreich den ersten E-Rettungswagen. Aufgrund der kurzen Einsatzstrecken und der geringen Einsatzzahl zeigt das Projekt vielversprechende Ergebnisse, wie eine längere Fahrzeuglebensdauer und weniger Verschleiß. Ein Nachteil bleibt jedoch, dass die Fachwerkstatt auf dem Festland liegt, was Wartungen logistisch aufwendiger macht.

Fazit

Die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen im Rettungsdienst steht noch am Anfang. Insbesondere der flächendeckende Einsatz von E-Rettungswagen bleibt aufgrund technologischer und finanzieller Hürden eine Herausforderung. Einzelne Pilotprojekte wie auf Borkum zeigen jedoch, dass innovative Lösungen möglich sind. Um Nachhaltigkeit im Rettungsdienst voranzutreiben, bedarf es gezielter Förderung, besserer Infrastruktur und weiterer technischer Fortschritte.

Quelle: Bundesgesundheitsministerium